von Ines B. Kasparek

Gelbgoldfans haben 2019 allen Grund zum Feiern. Nach jahrelangem Dornröschenschlaf kehrt der Klassiker unter den Goldtönen endgültig in alle Modebereiche zurück.

Foto oben: Alessandra Ambrosio trägt eine Omega Constellation Manhattan in Gelbgold.

Die Jüngeren unter uns können sich kaum vorstellen, wie stark Gelbgold einst die Schmuckszene dominierte – jahrzentelang, eigentlich von den 1920ern bis Ende der 1980er-Jahre hatte Gelbgold mit Abstand den größten Marktanteil. Weißgold und Platin spielten auch im Luxussegment stets nur Nebenrollen. Erst in den 1990ern gelang allen weißen Materialien gemeinsam endgültig das Überholmanöver. Cooles Understatement war angesagt. Die Schmuckesigns wurden insgesamt sachlicher und deutlich androgyner. Edelstahl eroberte die Schmuckwelt. Zu jener Zeit entstanden auch die ersten ernst zu nehmenden Modeschmuckmarken, welche stilistisch mit Echtschmuckdesigns mithalten konnten.

Gelb, Weiß, Rosé…

Da Gelbgold mittlerweile als antiquiert galt, Weißgold jedoch – vor allem bei den Uhren – nicht von Edelstahl zu unterscheiden war, lancierten die Manufakturen als Alternative Uhren in Rotgold. In Italien war Rotgoldschmuck bereits der große Renner, in nördlicheren Gefilden ging das jedoch nicht so schnell. Erst rund um das Millennium eroberte der neue, weiche, feminine Farbton weltweit den Luxusmarkt. Im Vergleich zum vorangegangenen Weiß-Boom hatte es deutlich länger gedauert, eine breite Akzeptenz der neuen Goldlegierung zu erlangen, welche durch einen mehr oder weniger großen Kupferanteil verschiedene Schattierungen von zartem Roségold bis hin zu kräftigem Rotgold hervorbringt.

Nun steht Rotgold tatsächlich nicht jedem Hauttyp und Weißgold ist so mancher Schmuckträgerin einfach zu “kühl”. Ganz im Sinne der Diversifikation und des Trends hin zu maximaler Individualität sollte es möglichst viele Materialien geben, damit jede/r den perfekten Farbton für sich wählen kann. Nun, aus diesem Grund ist Gelbgold wieder da und dem Vernehmen nach schöner denn je… Dieses Empfinden liegt vor allem an der Beschaffenheit der neuen Legierungen. Es verhält sich ähnlich wie in der Mode. Wenn etwas wiederkehrt, stimmt das eigentlich nicht ganz. Es wird vielmehr von den Designern aufgegriffen und neu interpretiert. Dadurch hebt sich das Neue dann doch wieder vom Alten ab. Der Kaufanreiz bleibt bestehen.

Genau so geht es uns auch bei Uhren und Schmuck. Das “neue” Gelbgold wirkt aufgrund der verwendeten Legierungen modischer. Der Kupfer-Anteil ist geringer und der Silber-Anteil höher, wodurch es weniger aufdringlich wirkt und besser mit anderen Goldfarben kombinierbar ist.

Trendy Chain in Gelbgold von Tiffany & Co.

  

B.zero1 Ring von Bulgari, Ohrschmuck von Lapponia.

   

Marie Boltenstern: Innovativer 3D-Schmuck, made in Austria.

Ringe von Ole Lynggaard und Al Coro

© Tamara Comolli

  

Besonders chic: Mesh- oder Milanaisebänder – wie bei die Tissot (Lovely Square, oben) oder bei Pandora (Reflexions, unten).

© Pandora

 
  

© Gucci, Calvin Klein und Julie Julsen.

  
  

© Thomas Sabo

 

Zurückgekommen, um zu bleiben.

Während sich früher der Modeschmuck an den Echtschmucktrends orientierte und vieles kopierte, kommen heute die angesagten Themen oft aus dem Modebereich. Da für die Luxusmarken aufgrund der langen Vorlaufzeiten und Produktionszyklen kurzfristige Trends völlig uninteressant sind, sondieren die Verantwortlichen die laufenden Strömungen genau und entscheiden sich schlussendlich nur für jene mit mittel- bis langfristigem Potenzial. So geschehen in Sachen Gelbgold. Wie man auf den diesjährigen Uhrenmessen klar erkennen konnte, glaubt auch die Créme de la Créme der Uhren- und Schmuckindustrie an ein anhaltendes Revival des Klassikers Gelbgold.